
Seit wenigen Wochen fährt der "Zug der Erinnerung" durch Deutschland und ehrt die vergessenen Opfer des NS-Systems: Kinder und Jugendliche, die mit der "Deutschen Reichsbahn" in die Vernichtungslager transportiert wurden. Schätzungen sprechen von über einer Million. Es waren Kinder und Jugendliche aus fast sämtlichen europäischen Staaten. Nur wenige kehrten zurück. Über die Bereitstellung der Züge entschied das Berliner Verkehrsministerium; den Laufplan der Deportationen entwarfen Logistiker der "Reichsbahn". Etliche dieser Täter setzten ihre Karrieren in der Nachkriegszeit fort. Auch darüber informiert der "Zug der Erinnerung". Die "Deutsche Bahn AG", historische Erbin der "Reichsbahn", verlangt hohe Summen, damit der „Zug der Erinnerung“ das deutsche Schienennetz benutzen darf (Trassengebühren). Für den Zugang zur Ausstellung über die deportierten Kinder auf den deutschen Bahnhöfen sollen weitere Gelder an die Bahn AG gezahlt werden (Stationsgebühren). Schließlich stellt das Unternehmen tausende Euro für die Beleuchtung der letzten Fotos und Briefe der Kinder inRechnung, die im „Zug der Erinnerung“ zu sehen sind (Anschlussgebühren).
Einen Erlass dieser Forderungen hat der deutsche Bahn-Konzern ausdrücklich abgelehnt. Die Bahn-Rechnungen sollen aus den Spenden der Besucher finanziert werden, meint auch das deutsche Verkehrsministerium. Die historischen Erben der staatlichen Täter lehnen jede finanzielle Unterstützung kategorisch ab. Die maßlosen Finanzforderungen und die Verweigerung materieller Hilfe behindern das öffentliche Gedenken an die jugendlichen Opfer der"Reichsbahn"- Deportationen. Dadurch wird eine Ausweitung der 3.000 Kilometer langen Fahrstrecke, die den "Zug der Erinnerung" zur Gedenkstätte Auschwitz bringen soll, in Frage gestellt.Angesichts des faktischen Boykotts bitten wir die deutsche und die europäische Öffentlichkeit um Unterstützung.Wir fordern von der Deutschen Bahn AG und vom Berliner Verkehrsministerium, ihrer historischen Verantwortung endlich gerecht zu werden.
Der "Zug der Erinnerung" muss ohne finanzielle Auflagen durch Deutschland fahren können!Für das Gedenken an die europäischen Opfer der Massendeportationen müssen die staatlichen Erben der Täter einen maßgeblichen finanziellen Beitrag leisten!
Bitte richten Sie Ihre Proteste an folgende Adressen:
1. Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages:verkehrsausschuss@bundestag.de
2. Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Herrn Minister WolfgangTiefensee: Wolfgang.Tiefensee@bmvbs.bund.de
3. Deutsche Bahn AG, Herrn Dr. Hartmut Mehdorn: hartmut.mehdorn@bahn.de
Informationen :
http://www.zug-der-erinnerung.eu/impressum.html
Begleitprogramm zum "Zug der Erinnerung"
Videovorführung und Diskussion: "White Terror" Dokumentarfilm von Daniel Schweize, 2005
VeranstalterIn: Bochumer Sozialforum
Freitag, 15. Februar 2008, 20:00 Uhr, Soziales Zentrum, Rottstr. 31
In den vergangenen fünf Jahren hat sich die rechtsextreme Bewegung stark verändert: Die Veteranen sind verschwunden und an ihrer Stelle sind vor allem in den Vereinigten Staaten, Europa und Russland neue Vordenker aufgetaucht, die sich nicht zwangsweise auch ihre Köpfe kahl rasieren.
Sie haben alte Symbole durch neue ersetzt und organisieren sich über selber gegründete Vertriebe, Musikclubs, Magazine, eigene Verlage und das Internet. Im Zug der Globalisierung fallen einst klar definierte Grenzen. In unserer Zeit der schnellen Kommunikationswege mussten die USA und Schweden bestürzt zur Kenntnis nehmen, dass ihre Jugend zunehmend der Verführung rassistisch motivierter Gewalt erliegt. Für die Vertreter der jüngeren Generation ist Geschichte lediglich virtuelle Vergangenheit, in welcher Tatsachen und Fälschungen schlecht oder gar nicht getrennt werden können.
Der Genfer Regisseur Daniel Schweizer untersucht in seinem Film «White Terror», wie rechtsextreme Propaganda in der globalisierten Welt an den Mann gebracht wird. Den Ausgangspunkt seiner filmischen Recherche bildet ein schwedisches Neonazi-Propagandavideo. Darauf ist zu sehen, wie sich schwedische Skinheads, religiöse Eiferer und White- Power-Aktivisten aus den USA und russische Neonazis in brüderlicher Eintracht üben. Daniel Schweizer macht sich auf, die Propagandisten des Hasses aufzustöbern. Seine Suche führt ihn von der südschwedischen Stadt Helsingborg über Dallas bis nach Moskau.
»Zum ersten Mal steht man einer neuen, internationalen Generation von Rassisten gegenüber«, sagt der Dokumentarfilmer Daniel Schweizer: »Ihre Hautfarbe ist ihre Religion. Die Unterschiede von früher sind verschwunden. Sie haben sich vereinigt unter einem einzigen Slogan.« "Weiß" ist die Losung. "White Power" bedeutet: weltweit solidarisch, weltweit bereit. »Die extreme Rechte ist nicht mehr isoliert wie früher«, sagt der Dokumentarfilmer. »Der französische Front National, der im Europaparlament sitzt, der besucht schon mal russische Neonazis und zögert nicht, zu sagen: Du bist die Zukunft der christlichen Welt. Heute flirten etablierte rechte Parteien mit den rechten Radikalen.«
Der "film-dienst" schreibt: "Ein informativer Dokumentarfilm über neue Verbreitungswege und Strukturen rechtsradikaler Organisationen, die als internationale Netzwerke operieren und sich neuester Kommunikationsformen bedienen. Der unkommentierte Film setzt auf das Selbstentlarvungspotenzial zahlreicher, teils schockierender Aussagen überzeugter Rassisten."
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