Sonntag, 4. Mai 2008

Massenfestnahme von über 200 DemonstrantInnen in Wuppertal!

Pressemitteilung der Roten Hilfe am 3.5.08 zur Zerschlagung des autonomen 1.Mais in Wuppertal

Zum ersten Mal nach 22 Jahren ist die Wuppertaler Autonome 1 Mai Demo von uniformierten Schlägertrupps aus Wuppertal, Duisburg und Bielefeld überfallen und zerschlagen worden.
Über 200 Menschen wurden verhaftet und bis in die Nacht in improvisierten Gefangensammelstellen festgehalten und nach Wuppertaler Polizeiart zum Teil beschimpft, beleidigt und misshandelt. Diese Massenfestnahme ist die größte Massenverhaftung in Wuppertal seit 1945.
Das ist die Krönung der polizeilichen Übergriffe der letzten beiden Jahre auf eine Demonstration, die seit 1986 in Wuppertal unterschiedliche Spektren der Linken gegen soziale Ungerechtigkeit auf die Straße bringt. Unter dem sattsam bekannten Vorwand Vermummung und angeblich schwerster Straftaten (der frechen und dummen Lüge, es wäre Brennspiritus auf Polizisten geworfen worden. Hier standen wohl die Lügen der Polizei in Heiligendamm Pate) wurde die Demo mit ca. 400 TeilnehmerInnen nach wenigen Metern angriffen. Am Kosakenweg wurde der Kessel geschlossen, die ersten Reihen der Demonstration wurden massiv mit Pfeffergas besprüht und mit Knüppeln angegriffen. Es kam zu zahlreichen Verletzungen. Die späteren Festnahmen im Kessel wurden zu polizeilichen Übungszwecken von Greiftrupps durchgeführt. Bei den
Übungszugriffen kam es grundlos zum Teil zu erheblichen Verletzungen.
DemonstantrInnen wurden brutal auf den Boden geworfen, geschlagen und getreten. Die unterbezahlten Straftäter in Uniform ließen es sich auch nicht nehmen DemonstationsteilnehmerInnen zu bedrohen und zu beleidigen.

Der Angriff auf die Demonstration war wohl vorbereitet. Der Ort des Polizeikessels stand schon vorher fest. Dixieklos wurden nur kurze Zeit später aufgestellt, ein Bus der Stadtwerke wurde zusätzlich zum Gefangentransport und als Gefangensammelstelle missbraucht.
Die Verhafteten mussten zum Teil bis zu sieben Stunden bei Wind und Wetter draußen stehen Die schlecht geölte Bürokratie des Polizeiterrors spuckte ihre letzten Opfer erst um 2:30 Uhr in der Nacht wieder aus.

Die Angriffe auf unsere autonome 1.Mai Demo werden Konsequenzen haben.
Die Misshandlungen und Demütigungen durch die Polizei führen nicht nur zur Einschüchterung und Rückzug, sondern mitunter zu Reaktionen und Politisierung.
Das Recht gegen soziale Ungerechtigkeit und für ein besseres Leben auf die Straße zu gehen, auf der Straße gegen Faschismus und Antisemitismus zu kämpfen lassen wir uns von dieser dummen , frechen und brutalen Polizei nicht nehmen.

Dem Polizeipräsidenten, den verantwortlichen Polizeileitern und dem Polizeioberbürgermeister Jung, der in Wuppertal keine Polizeigewalt kennt (Siehe sein Ausstellungsverbot), können sich auf einen bunten Widerstandsommer freuen. Höhepunkt werden mit Sicherheit unsere Störaktionen, Konzerte gegen Polizeigewalt und Demonstrationen auf dem NRW-Tag am 24. August 2008 in Wuppertal sein. Den können sich Jung und seine Provinzpolitiker in der Pfeife rauchen.


Freiheit wird nicht erbettelt, sondern erstritten!
Straße frei für den 1. Mai


Weitere Hintergrundinformationen: http://erstermaiw.blogsport.de/
http://gegenpolizeigewalt.blogsport.de/

P.S. alle Betroffenen können sich beim EA oder der RH melden telefonisch unter 0202 455192 oder per Mail an ea-wuppertal@so36.net.


Zum Selbstverständnis der Autonomen 1.Mai Demonstration in Wuppertal:

Im Vorfeld gab es einige Diskussionen, ob wir den 1. Mai gemeinsam als Demo begehen sollen oder nicht. Die Forderung der Stadt- und Staatsmacht, die Demo soll angemeldet werden, steht seid einigen Jahren im Raum. Um dieses durchzusetzen, sehen wir uns einem immer hochgerüsteterem, mit Ganzkörperprotektoren, fiesen Knüppeln, Tränengas, auf Pferden reitendem mit scharfen Hunden und vielen Kameras bewaffnetem
Polizeiapparat gegenüber. Diese von ihnen, also u.a. dem Wuppertaler Oberbürgermeister Jung bekannt als Verbotsliebhaber ihm unliebsamer Diskussionen wie z.B. der Ausstellung zum Thema Polizeigewalt- und Polizeipräsident Werries- Fan der zero tolerance Linie- gewählte Form des Angriffs mit militärischer Logik auf die Wuppertaler 1.Mai Demo können (und wollen) wir nicht mit der selben militärischen Logik begegnen.
Dennoch sagen wir, wir wollen unseren Protest gegen die herrschenden Verhältnisse und für ein anderes Leben jedes Jahr auf die Straße tragen. Wir wollen unseren Weg gehen können, spaziert, gehoppst, gerannt, besungen, auch mal durchdrängelnd, umschubsend, trickreich, aber selbstbestimmt.
Uns ist klar, dass es wahrscheinlich eine Illusion ist hier am 1. Mai sich ganz frei und selbstbestimmt bewegen zu können der Wanderkessel aus dem letzten Jahr ist uns allen noch in schlechter Erinnerung- und dennoch wollen wir uns nicht mit einer Anmeldung dem herrschendem Kontrollwahn unterordnen und damit zwangsweise willkürliche Grenzen von unmöglichen Demoauflagen und Routen von Polizei und Stadt hinnehmen.
Einen mit Namen zu benennenden Versammlungsleiter zu stellen fällt uns schwer, da wir bemüht sind uns in unseren Strukturen ohne Hierarchien und Mächte zu bewegen.
Auch die immer häufiger verteilten Platzverweise und Vertreibungen von Punks durch verschiedenste Ordnungskräfte in der Innenstadt fallen in die Kategorie der Kontrolle und des Angriffs auf unsere Lebenswelten.
Kontrolliert und geschnüffelt wird überall und immer mehr:
-mit Kameras in den Städten und auf öffentlichen Plätzen -bei verdachtsunabhängigen Personenkontrollen an Bahnhöfen und Grenzen -beim Datenabgleich zwischen Sozial- und Arbeitsämtern -vorbereitet durch die Einführung biometrischer Pässe, um all möglichen Verdachtsdateien einfacher führen zu können -heimliches Ausspionieren von Computern usw....

Mit der Akzeptanz von Kontrollen und Verschlechterungen, nicht nur in öffentlichen Räumen, sondern auch auf der Arbeit, z.B. durch Bespitzelung wie bei Lidl, beim Studium durch unsägliche Studiengebüren, in der Schule beim frühen sortieren zur Elite oder aufs Abstellgleis durch das mehrgliedrige Schulsystem, Zentralabitur nach zwölf Jahren, werden unsere Lebensfreude und unser Lebensmut angegriffen.
Das Aussortieren von Migrant_innen und Flüchtlingen durch Mittel wie Einreise- und Aufenthaltsverweigerung, Residenzpflicht, Lebensmittelgutscheine, um nur einigen Beispiele zu nennen, ist nicht hinnehmbar.
Das Kriminalisieren von Sperrmüll sammeln ist absurd und dennoch genauso bitterer Ernst wie die Schikanen von Hartz IV Empfänger_innen und 1 Euro Jobber_innen. Diese Liste kann noch weiter fortgeführt werden.
Allein machen sie dich ein Auch wenn der Text von Ton-Steine-Scherben schon etwas älter ist, hat er an Aktualität nicht verloren.
Schaffen wir gemeinsam Risse und Lücken um unsere Lebenswelten zu erweitern!
Lassen wir uns nicht durch Repression verschrecken!
Suchen wir kreativ nach alten und neuen Widerstandsformen und Mitstreiter_innen!

Wir bleiben weiterhin unbequem, widerspenstig, aufsässig, widerborstig, unbeugsam und manchmal unberechenbar!

Freiheit wird nicht erbettelt, sondern erstritten!
Straße frei für den 1. Mai

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