2009 stehen Aktionen gegen die Münchner Sicherheitskonferenz im Februar und gegen die 60-Jahr-Feier der NATO im April an, danach wie immer die Ostermärsche.
Zwar wird von der Friedensbewegung der Rückzug der BRD-Truppen aus Afghanistan und manchmal auch die Auflösung der NATO gefordert, doch darin erschöpft sich zumeist die Kritik am BRD-Staat. Wichtig ist uns aber, den Kapitalismus als Grundproblem zu erkennen. Da dessen Funktionsprinzip expansiv ist, führt die Erschließung neuer Märkte zu einer Kapitalisierung des gesamten menschlichen Lebens weltweit. Die militärische Absicherung globaler Vorrechte der westlichen Industriestaaten und ihrer Konzerne - vor allem in Hinsicht auf aktuelle Krisensituationen - stellt die Wehrhaftigkeit des Kapitals gegenüber den Ausgebeuteten im globalen Maßstab dar.
Sind auch die Interessen der einzelnen Akteure in Teilbereichen different, liegen den NATO-Staaten doch erhebliche Gemeinsamkeiten zugrunde, wie der Wunsch - nach einer Absicherung des Status Quo, sprich die Aufrechterhaltung des freien Zugangs zu Nationalökonomien für das Kapital weltweit (bzw. dort, wo das nicht gewährleistet ist, die Herstellung dieses Zugangs), - nach der Beherrschung ökonomisch wichtiger Regionen (z.B. um die Ölversorgung abzusichern) - oder nach einer Niederhaltung jedweder Bestrebungen, die die Herrschaft des Kapitals auch nur partiell in Frage stellen.
Hierin herrscht Einigkeit unter den NATO-Staaten, bei gleichzeitigen Differenzen im Detail oder in Fragen des optimalen Vorgehens.
Es gibt aber auch eine innerimperialistische Konkurrenzsituation im wesentlichen zwischen den USA und den EU-Staaten, teilweise auch mit Japan, China oder Russland, die immer wieder zu Streitigkeiten führen, die nicht militärisch ausgetragen werden, sich aber in unterschiedlichen
Vorgehensweisen ausprägen (z.B. beim Irak-Krieg, in wirtschaftlichen Fragen wie der Regulierung der Finanzmärkte oder dem Euro als Kampfansage an den Dollar als Weltleitwährung). Latent ist Kerneuropa um Deutschland und Frankreich in dieser Konkurrenz ökonomisch am längeren Hebel und hat daher das Interesse, per wirtschaftlicher Durchdringung vorzugehen und internationale Beziehungen zu verrechtlichen, im Wissen um die eigene militärische Schwäche, verglichen mit den USA. Die USA setzen auf ihre militärische Stärke, um ihrem Kapital exklusiveren Marktzugang
zu sichern.
Die EU will aus ihrer relativen militärischen Handlungsunfähigkeit (wodurch sie häufig auf die USA angewiesen bleibt) herauskommen und ihre Militärkapazitäten ausbauen. Deutlich zu sehen an der rasanten Entwicklung auch in der BRD:
DER HAUPTFEIND STEHT IM EIGENEN LAND
Auf dem militärischen Sektor hat sich in den letzten Jahren einiges
geändert:
strategische Aufklärung der sog. Streitkräftebasis (SKB) genannt. Dazu kommen eigene diverse Führungskommandos von Marine und Luftwaffe.
* Und zu schlechter Letzt sei noch das Aufrüstungsgebot erwähnt, das nach dem Willen der Bundesregierung unbedingt in die EU-Grundsatzerklärung eingehen muss.
Diese kleine Auswahl von Fakten zeigt deutlich, was bevorsteht bzw. schon Realität ist: ein zumindest im Verbund mit westeuropäischen Kernstaaten wie Frankreich weltweit interventionsfähiges Deutschland.
HELDEN UND GEFALLENE
Nach den Konsequenzen aus dem verlorenen Weltkrieg und einer enorm großen Friedensbewegung in den 80er Jahren hat es die Bundesregierung schwer, die Bevölkerung der BRD auch mental kriegsfähig zu machen. Sie hat es daher, obwohl der Krieg in Afghanistan für die deutsche Bevölkerung fern ist, nötig, von "Helden" und "Gefallenen" zu sprechen. Dies liegt sicher nicht in erster Linie an der zunehmenden Zahl von Soldaten, die nur noch im Sarg nach Deutschland zurück gebracht
werden können, sondern an der weiteren Einstimmung der Bevölkerung auf Kriege.
REPRESSION NACH INNEN
Neue Versammlungsgesetze in Bayern und Baden-Württemberg, Anwendung des § 129b, verschärfte Anwendung des § 129a gegen linke Strukturen wie aktuell in Norddeutschland und Berlin, Aufrüstung der Polizei, Onlinedurchsuchungen und Vorratsdatenspeicherung und und und … sind sicher nicht nötig, um den eher symbolischen antikapitalistischen Widerstand heute zu bekämpfen, sondern den Widerstand der Zukunft.
Mehr Armut, auch in den kapitalistischen Kernländern, im "Herzen der Bestie", wird zwangsweise Widerstand hervorrufen, für viele wird es irgendwann keine andere Perspektive mehr geben können als sich zu wehren.
REVOLUTION ODER REFORM
"Linke" Parteien, Gewerkschaften und alle möglichen systemkonformen Verbände versuchen heute schon, Protest zu kanalisieren und militanten Widerstand zu denunzieren (wie es rund um Heiligendamm 2007 zu beobachten war), sie erklären sich zu Sachwaltern der Antiglobalisierungs- oder der Antikriegsbewegung. De facto stabilisieren sie dadurch das herrschende System. Aufrufe werden abgeschwächt, ein bisschen Antifaschismus, ein bisschen Antirassismus, ein bisschen Pazifismus gehört zum Erlaubten und dabei soll es bleiben. Der Kapitalismus – mit allen seinen Widerlichkeiten – wird von der Kritik weitgehend ausgeklammert. Dabei setzt der heutige Kapitalismus auf einen institutionalisierten Rassismus und versucht zugleich, sich einen antifaschistischen Anstrich zu geben, indem in Sonntagsreden der gewalttätige Rassismus von Straßenschlägern und Neonazis gescholten wird. Zugleich können faschistische Organisationen unter dem Schirm von Polizei und Justiz gewaltförmige Aufmärsche durchführen und ihre Strukturen ausbauen. Ganz ähnlich hat dieser Staat auch längst gelernt, von Frieden zu reden, wenn er Krieg meint.
SOZIALE REVOLUTION!
Raus aus Afghanistan würde nichts an der grundsätzlichen Politik und den weltweiten Ausbeutungsverhältnissen ändern.
Auch eine Auflösung der NATO reicht uns nicht. Wir wollen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abschaffen. Wir wollen alle Verhältnisse, in denen der Mensch ein geknechtetes, erniedrigtes Wesen ist, umwälzen.
Soziale Revolution ist für uns die selbstorganisierte Revolution der Ausgebeuteten, Erniedrigten und Unterdrückten, bei der alle Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse niedergerissen werden – ohne von neuen ersetzt zu werden, ohne von Parteien, Gewerkschaften oder anderen Verbänden vertreten oder geführt zu werden!
Die Münchner Sicherheitskonferenz, die mit dem neuen Veranstalter Ischinger noch mehr als früher zu einer Regierungsinstitution wird, und auch die NATO, die nichts anderes als ein Kriegsbündnis ist, stößt auf unseren Widerstand.
GEGEN KRIEG UND KAPITAL! GEGEN UNTERDRÜCKUNG UND AUSBEUTUNG!
VOM INTERNATIONALEN KLASSENKAMPF ZUR WELTWEITEN SOZIALEN REVOLUTION!
ALLE MACHT DEN RÄTEN!
AG/R (Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten)
AnaRKomM (Anarchistinnen/RätekommunistInnen München)
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