Dienstag, 15. April 2008

Russland: Aufruf zur Aktionswoche gegen Polizeibrutalitaet 11.-20. April 2008 (en)

Fehlverhalten der Polizei überrascht heutzutage in Russland niemanden. Missachtung des Gesetzes, Verletzung von Rechten, illegale Verhaftungen und Durchsuchungen gelten als Alltag.


Am 4. April wurden sieben junge Männer in Moskau an der U-Bahn-Station Sokolniki von der Polizei verprügelt und illegal verhaftet. Diese Personen hatten keinen Widerstand gegen die Verhaftung geleistet, wie Videos, die ihre Freunde aufgenommen haben, und andere AugenzeugInnen beweisen. Das Einzige, was sie getan hatten, um gegen die illegalen Verhaftungen zu protestieren, war, eine Kette zu bilden und von der Polizei die Einhaltung der Gesetze zu verlangen. Wegen dieses "Verbrechens" (das im Gegensatz zu den Aktionen der Polizei gegen kein Gesetz verstößt), begannen die Polizisten, sie niederzuschlagen, mit Knüppeln zu verprügeln, auf sie einzutreten, Elektroschocker und Handschellen einzusetzen, als ob die Leute vor ihnen nicht unschuldige Jugendliche wären, sondern besonders gefährliche Kriminelle.


Während der folgenden Stunden folterten die Bullen die Verhafteten, darunter drei Minderjährige, auf der Polizeiwache Sokolniki brutal. Die Verhafteten wurden mit Knüppeln geschlagen, getreten, mit Stühlen geschlagen, ihre Köpfe wurden gegen Wände geschlagen und sie bekamen Elektroschocks am ganzen Körper, Kopf und Leiste eingeschlossen. Während der Folter rissen die Bullen noch chauvinistische und rassistische Sprüche. Einer der gefolterten Jungs erlitt wegen der Elektroschocks einen Herzinfarkt, bekam aber keine geeignete medizinische Versorgung.


Als die Eltern der Verhafteten zur Wache kamen, erzählten ihnen die Bullen, dass "niemand auf der Wache auch nur angefasst" worden sei und die ganzen Verletzungen von einer Straßenschlägerei seien (die die Bullen laut eigener Darstellung in den Medien verhindert hatten). Die Verhafteten bekamen ihr Eigentum nicht zurück, der Pass eines Verhafteten wurde von der Polizei einbehalten.


Sämtliche Krankenhäuser, an die sich die gefolterten Jugendlichen wandten, weigerten sich, die Verletzungen zu attestieren, wozu sie gesetzlich verpflichtet sind, weil die ÄrztInnen erfuhren, dass die Wunden das Ergebnis von Polizeibrutalität sind. So soll es den Gefolterten unmöglich gemacht werden, die Polizei zu verklagen. Offensichtlich hat die Polizei so gute Beziehungen zum Gesundheitssystem. Die Polizei leitete auch Strafermittlungen gegen die Gefolterten ein, der Artikel "gewaltsamer Widerstand gegen Polizeibeamte" ist eine Straftat, auf die bis zu fünf Jahre Gefängnis stehen.


Es ist uns klar, dass solche Praktiken in dieser (und vielen anderen) Polizeistationen vorkommen, und nicht zum ersten Mal. Viele Verbrechen werden so "aufgeklärt". Weil die Vorgesetzten von der Polizei eine stabile Aufklärungsquote verlangen, werden immer wieder unschuldige Leute verhaftet und unter Folter gezwungen, "Geständnisse" zu unterschreiben.


Meistens fürchten sich die Opfer, gegen die Polizei zu klagen, weil sie vor ihr Angst haben und sowieso nicht glauben, in diesem System Recht bekommen zu können. Die BeamtInnen haben sich daran schon lange gewöhnt und walten ungestraft. Und je mehr solche Fälle es gibt, desto selbstsicherer fühlen sich die Kriminellen in den grauen Uniformen.


Diesen Freitag, 11. April, fand am Slawjanski-Platz in Moskau eine große Demonstration gegen Polizeibrutalität statt (siehe http://de.indymedia.org/2008/04/213126.shtml), um die Gefolterten von der Sokolniki-Wache und alle Opfer der Polizeibrutalität in der Stadt zu unterstützen!


Wir rufen Euch auf, die Woche gegen Polizeibrutalität vom 11. bis 20. April zu unterstützen! Wir bitten Euch, Solidaritäts-Mahnwachen oder andere Aktionen für die Opfer der Polizeibrutalität in Russland vor der russischen Botschaft bei Euch oder an einem anderen geeigneten Ort in Eurer Stadt zu machen!


Zur Zeit ist niemand in Russland sicher vor Polizeibrutalität. Wie der Fall in Sokolniki gezeigt hat, kann jedeR von uns zum Opfer illegaler Handlungen der "Ordnungshüter" werden.


Wir wollen, dass das alles nicht einfach ignoriert werden kann!


Schreibt an unsere Kontaktadresse

acab.ru@gmail.com


Wenn Ihr Unterstützungsaktionen macht, dann macht bitte von allem auch Fotos und Videos!

(en) Russia, A call* to join a week of actions against police brutality 11th -20th of, April 2008!

Date Fri, 11 Apr 2008 09:31:06 +0300



Den Bericht eines der Gefolterten könnt Ihr auf Englisch nachlesen unter: http://ru.indymedia.org/newswire/display/20329/index.php

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