
Sonderseite: www.hahn‐zudrehen.tk
Der 1. März diesen Jahres, 20.20 Uhr, Detmold Innenstadt: Jugendliche auf dem Weg zu einer Party. Als sie an der Kneipe "DéJàVù" vorbei gehen, stürmen 2 stadtbekannte Nazis aus dem Lokal. "Ich breche euch das Genick", so der Wortlaut von einem der Beiden. Mit einem Teleskopschlagstock in der Hand bekräftigt er die Aussage. Die Jugendlichen können fliehen.
Leider keine Ausnahmesituation, sondern mittlerweile ein, leider, fast normaler Zustand in Detmold – und wohl nicht nur hier.
DéJà‐vu bezeichnet ein psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine Situation schon einmal exakt so erlebt, gesehen oder geträumt zu haben. Dabei handelt es sich nicht um eine falsche Wahrnehmung, sondern um ein paradoxes Gefühlserleben...
2006:
Eine Demonstration mit über 250 Leuten und eine wochenlange Kampagne hatten den Erfolg, dass die "Blue Bar", der damalige Treffpunkt der Detmolder Nazis, eben jenen immerhin ein Hausverbot aussprach. Dieselbe Prozedur also im Umgang mit dem "DéJàVù"?
Definitiv nicht. Die Betreiberin lehnt grundsätzlich eine Gesprächsebene ab und heult sich stattdessen aus: Es seien die bösen Linken, die sie terrorisieren würden.
Also die bösen Linken und die netten Nazis?
Wir stellen fest: Nazis zu dulden, ihnen Bier auszuschenken und mit ihnen ein nettes Plauderchen zu halten, ist die eine Sache. Sie nach einem Angriff auf Jugendliche wieder herzlich willkommen zu heißen die andere. Was hier betrieben wurde, ist schlicht und ergreifend aktiver Täterschutz und eine offene Parteinahme für Nazis. Es ist unfassbar, dass es einen öffentlichen Raum gibt, in dem Nazis feiern, sich nach Angriffen zurückziehen können, und vom Betreiber mehr als geduldet werden. Dies ist eine Tatsache, welche wir als AntifaschistInnen auf keinen Fall akzeptieren können und werden!
Wer? Wie? Was?
Bei eben jenen Nazis handelt es sich nicht um einen unorganisierten Zusammenschluss, der sich am Wochenende auf ein paar Bierchen trifft und sich seiner faschistischen Einstellung erfreut.
Es besteht ein klar nachweisbarer Kontakt und Zusammenhang zu den so genannten "Freien Kameradschaften", in diesem Falle den "Nationalen Sozialisten OWL/SHG" sowie zu der überregionalen NPD‐ und Kameradschafts‐Szene. So nahm zum Beispiel Alexander Jim Grattan aus Detmold an mehreren Nazi‐Aufmärschen teil und war auf der Wahlkampfauftakt‐Veranstaltung der NPD‐Niedersachsen am 15. September in Hannover anwesend. Ihr Aktionsradius beschränkt sich also hierbei keinesfalls auf Treffpunkte wie das "DéJàVù".
Bei Jugendtreffen und Partys wird von Seiten der Nazis massiv Werbung gemacht. Bei ihrem Auftreten auf öffentlichen Veranstaltungen versuchen sie Jugendliche durch anfangs "unpolitische" Gespräche in ihre Kreise und somit auch in eben diese Treffpunkte zu locken.
Ein paar Bierchen später lässt sich dann auch gelockert über Weltanschauungen reden, die abgrundtief menschenverachtend sind. Die nächsten Schritte sind dann "Kameradschaftsabende" , "RechtsRock"‐ Konzerte oder andere gemeinschaftliche Aktionen...
Es ist unsere Stadt
Was ist sonst noch los in Detmold?
Ist eine Kneipe wie das "DéJàVù" das einzige Übel in dieser Stadt?
Am 6. September 2007 fand in Detmold‐Berlebeck eine Veranstaltung zu den Machenschaften der "Heimattreuen Deutschen Jugend" statt. Diese Veranstaltung wurde von Rechtsextremisten mit Rauchbomben angegriffen. Bei den anschließenden Festnahmen wurde umfangreiches Propaganda‐Material und Waffen in einem der Autos gefunden. Die in der Nacht festgenommen Personen sind alle einschlägig bekannte Neonazis, unter anderem auch Alexander Jim Grattan ‐ eben jener, der regelmäßig im "DéJàVù" verkehrt, und der Jugendliche direkt vor der Gaststätte bedrohte.
Als am 8. September letzten Jahres eine antifaschistische Demonstration in Berlebeck stattfand, führten Nazis aus dem Spektrum der Freien Kameradschaften eine Demonstration am Stadtrand durch. Lauthals "Alerta Antisemita" (Vorwärts Antisemitismus) gröhlend liefen sie
ungehindert auf Detmolds Straßen. Treffpunkt für auswärtige Nazis war der Tattoo‐Shop "Noah's" in der Meierstraße. Ebenfalls also ein geduldeter Treffpunkt für Nazis. Und dies nicht nur als Treffpunkt zum Saufen, sondern als "Sammel‐ und Rückzugspunkt" für auswärtige
Nazi‐Gruppen. Auch in anderen Städten in der Region dienen Tattoo‐Shops als Treffpunkte, als Orte zum Informationsaustausch und als Drogenumschlagsplätze.
Zur Heimattreuen Deutschen Jugend:
"Wenn für Dich Dein Volk alles ist und Du bereit bist, für das, was Du liebst, aufzustehen, alles zu wagen und zu kämpfen, dann ist Dein Platz bei uns!" (Werbetext: Heimattreue Deutsche Jugend)
In Berlebeck, einem Ortsteil von Detmold, wohnt Gerd Ulrich – "Leitstelle West, Einheit Hermannsland“.
Der vorbestrafte Funktionär der NPD und "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ) fiel zum Beispiel 2006 auf, als er am Rande des HDJ‐Sommerlagers in Detmold/Fromhausen JournalistInnen verfolgte und massiv bedrohte. Diese Szene wurde auch in einem Bericht bei der Sendung Panorama ausgestrahlt. Lediglich wegen eines Verkehrsdeliktes wurde Ulrich daraufhin zu einer geringen Geldstrafe verurteilt. Die betroffenen Personen wurden hierüber nicht einmal informiert.
Ulrich wurde u.a. wegen Propaganda für eine verbotene Organisation und Sprengstoffbesitzes rechtskräftig verurteilt. Er hat gemeinsam mit seinem Vater den ehemaligen "Gau‐Westfalen" der 1994 verbotenen "Wiking‐Jugend" geleitet. Heute gehört er zum NPD‐Ordnerdienst von Manfred Börm aus Lüneburg. Zu den Anführern des HDJ‐Zeltlagers zählten denn auch alte Kader der "Wiking‐Jugend" (WJ). Börm selbst (auch in der HDJ aktiv) galt als Leiter der WJ Sektion "Nordmark".
Auch andere Ordner aus den Reihen der NPD nahmen am HDJ‐Lager in Fromhausen teil.
Unbeachtet von der Öffentlichkeit konnte sich die HDJ inzwischen zur größten jugendbetreuenden Neonazi‐Organisation entwickeln.
Bei Gerd Ulrich fanden allein in diesem Jahr bereits mehrere große Treffen von Nazikadern der HDJ statt. Vor wenigen Wochen liefen uniformierte HDJ Mitglieder durch Lemgo und verteilten dort Informationsmaterial.
Außerdem in Detmold: Eine Gruppe von Schülern nennt sich "NDJ" (Nationale Deutsche Jugend) und schwört bei einer eindrucksvoll inszenierten Fahnenverbrennung einen Eid auf das "Dritte Reich".
In ihrer Freizeit üben die 16‐ bis 18‐Jährigen den Bau und den Einsatz von Molotowcocktail's. Dies hat ja auch im weitesten Sinne was mit Saufen und leeren Flaschen zu tun, ... ist aber bei weitem kein "Kinderstreich". Am 22. März dieses Jahres wurde von einem 18‐jährigen Nazi ein Brandanschlag auf ein islamisches Gebetshaus in Sittensen verübt.
Ebenfalls also ein "Kinderstreich", der hätte Menschenleben kosten können.
Eine weitere Gruppe aus der Region nennt sich "Terrorcrew – die Jungs fürs Grobe" und stellt sich im Internet mit Hakenkreuzfahnen und Hitlergruß zur Schau. Zum Teil wurden die Bilder in einer öffentlichen Diskothek namens "Alpenmax" in Bad Salzuflen aufgenommen.
Diese Neonazis kommen alle aus der Region und posieren im öffentlichen Raum ohne dafür belangt zu werden – ohne dass anwesende Gäste dagegen protestieren.
Wir halten es für nicht hinnehmbar, dass es immer noch Menschen und vor allem Kneipenbetreiber in Detmold sowie anderswo gibt, denen die Nazis genehm sind und die sie akzeptieren.
Am 5. April werden wir wieder auf die Straße gehen, um zu zeigen, dass die Mehrheit der Gesellschaft nicht toleriert, dass faschistische Ideologien im öffentlichen Raum einen Platz finden (und im versteckten auch nicht).
Gemeinsam werden wir zeigen, dass Neonazis unerwünscht sind. Aber auch darüber hinaus ist jede/r Einzelne aufgefordert, im Alltag Zivilcourage zu zeigen und aktiv gegen rechtsextreme Umtriebe einzuschreiten. Ebenso wichtig ist es sich zu organisieren! Denn nur gemeinsam sind wir stark, können erfolgreich gegen die Neonazis in dieser Stadt kämpfen und sie aus dem öffentlichen Raum vertreiben.
Nazis den Hahn zudrehen – Keine Toleranz für Neonazis!
Veranstaltungen:
Am Freitag, den 28. März 2008 um 19.30 Uhr gibt es in der "alten Pauline" eine Informations‐ und Mobilisierungsveranstaltung für die Demonstration am 5. April: "Nazi‐Treffpunkten in Detmold den Hahn zudrehen!", anschließend ein Konzert mit Marius del Mestre, ehemaliger Gittarist von Ton Steine Scherben sowie der Punkband "turbt".
Am Dienstag, 1. April 2008, um 20.00 Uhr wird es in einer Veranstaltung darum gehen über neonazistische Strukturen in Detmold und Umgebung aufzuklären. Veranstaltungsort: Schlosswache, Lange Straße 58, 32756 Detmold.
Am Samstag, 29. März wird ab 14 Uhr an und in der Berlebecker Turn‐ und Festhalle ein Aktionstag: "Berlebeck gegen Rechts" mit einem Konzert der Sportfreunde Stiller stattfinden.
Es werden auch regelmäßige Sonntagsspaziergänge durchgeführt, um mit aktuellen themenbezogenen Informationen auf das Treiben der Rechtsradikalen Gruppe in Berlebeck aufmerksam zu machen.
Wir müssen leider draußen bleiben: Natürlich sind Neonazis und Anhänger der "Rechten Szene" von allen Veranstaltungen ausgeschlossen!
Hinweise "Unterstützung erwünscht"
Antifaschistischer Newsletter
Wat´n hier los ?
"Für linke Freiräume! Gegen rechten Lifestyle in Salzwedel und überall!"
Die Situation in der Stadt und auf dem Land verschlechtert sich kontinuierlich. Die Nazis haben sich breit gemacht. Besonders in Gardelegen, Klötze und Stendal verbreiten sie mit menschenverachtender Brutalität ihre rassistische Ideologie.
Zusätzlich werden unsere Freiräume massiv eingeschränkt durch die Schließung von Jugendclubs
Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Bevölkerung wegschaut, die Bedrohung dieser Situation verharmlost oder sie garnicht erst wahrhaben will. WIR akzeptieren das nicht!
Nazis wohin das Auge blickt...
Das Anwachsen der rechten Szene in den Städten verändert strukturell schnell und spürbar die alltäglichen Freiräume, nicht nur für uns Antifaschisten.
Auch für andere Gruppen der Gesellschaft, wie zum Beispiel MigrantInnen und andere Menschen, welche nicht ins rechte Weltbild passen, entstehen Räume, Plätze und Straßen, die nicht mehr angstfrei zu betreten sind.
Manche Kneipen, Clubs oder Bars sind uns und ihnen verwehrt durch rechte „Security's“, wie z.B. dem "Selbstschutz Sachsen-Anhalt". Das alles macht aus unserem zu Hause einen Ort, an dem wir nicht mehr willkommen zu sein scheinen. Was bedeutet dies für die Städte in der Altmark wie Salzwedel oder Stendal?
Zeitungen und PolitikerInnen verlieren kaum ein Wort darüber. WIR akzeptieren das nicht!
Aktiv werden statt akzeptieren! Es ist die Verantwortung von jedem und jeder Einzelnen von uns sich diesem Prozess zu stellen.
Denn nur zusammen können wir dem braunen Druck standhalten und Nazistrukturen, wie z.B. den "Freien Nationalisten Altmark West" entgegentreten und den rechten Lifestyle zurückdrängen. Unser Interesse gilt nicht mehr einem ruhigen alternativen Leben, in dem nur noch das radikale Plakat an der Wand an kämpferische Zeiten erinnert. Denn das lässt sich gut in das bunte Bild der liberalen PolitikerInnen integrieren. Nein, wir wollen aktiv werden und gemeinsam gegen menschenverachtende Zustände agieren.
Wir haben keine Angst zu kämpfen, wir haben keinen Bock darauf uns die Altmark Stück für Stück
nehmen zu lassen! Kommt am 19. April 2008 zur Antifademo nach Salzwedel und unterstützt uns im Kampf gegen den rechten Lifestyle!
*19. April 2008
* Salzwedel * 15 Uhr *
*Kulturhausvorplatz*
Antifaschistische Demo in Lübben
Die Autonome Antifa[schistische Aktion] Lübben, hat entschieden am 12. April 2008 eine antifaschistische Demonstration zu veranstalten. Der offensichtliche Grund hierfür ist ein "Anti-Repressions-Aufmarsch" der Freien Kräfte in der Kreis-Stadt.
Ihr Thema spielt auf die Polizeiliche Räumung
des Bunker 88, der sich in der Nähe des Bahnhofs befindet, an. Dabei wurde in dem von David
Schmidt angemieteten Gelände in der Nacht vom 12. zum 13. Januar ein Nazikonzert von der Polizei beendet und aufgelöst.
Zu diesem Konzert waren Nazis aus mehreren Bundesländern angereist. Von 176 der 190
Teilnehmer sei die Identität bekannt, sagte damals ein Polizeisprecher. Die Nazis kamen unter anderem aus Brandenburg, Berlin, Hamburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern. Damals verblieben 46 Nazis in der ehemaligen Brauerei und verbarrikadierten sich.
Im Bunker 88 wurde während der Polizeimaßnahme massiver Widerstand durch die Faschisten angekündigt und geleistet. Die Beamten der Spezialeinheiten des Landeskriminalamtes Brandenburg wurden beim Betreten des Objektes mit Flaschen beworfen und der Rest der Nazis wurde durch die Spezieleinheit geräumt.
Der Bunker 88 stellt nicht nur Regional eine wichtige Struktur der Faschisten, sondern ist bundesweit in Nazikreisen angesehen.
Lübben ist allgemein als Nazi-Hochburg bekannt.
Die Nazis veranstalteten bereits im Dezember 2006 solch eine Aufmarsch mit ca 200 Teilnehmern. Auch damals gab es eine Antifa-Demo.
Die antifaschistische Auftaktkundgebung findet am 12.04. 2008 um 13 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz statt. Da der Naziaufmarsch etwa zur selben Zeit am selben Ort beginnt, also in Sicht- und Hörweite sollte für alle Zuganreisenden Antifaschist_Innen klar sein, das auch die Nazis in den selben Zügen anreisen.
Für alle die aus der Richtung Cottbus kommen, wird in Cottbus der 12 Uhr Zug auf Gleis 2 empfohlen. Für Antifaschist_Innen die aus der Richtung Berlin kommen, sei der 12 Uhr Zug ab Berlin Alexanderplatz Gleis 1 empfohlen.
Beim letzten Nazi-Aufmarsch in Lübben gab es nicht nur eine Antifa-Demo, sondern auch 2
bürgerliche Veranstaltungen. Wir laden alle bürgerlichen und demokratischen Kräfte ein, sich an unserer Demonstration gegen den Bunker und den Naziaufmarsch, zu beteiligen.
Da wir gegen jede Form von Nationalismus demonstrieren, wollen wir keine National-Fahnen auf unserer Demonstration, außerdem auch keine Parteifahnen, da es auch nicht um die nächste Wahl geht.
Deshalb rufen wir alle Antifaschist_Innen dazu auf zur Antifaschistischen Demonstration am 12.04.2008 ins brandenburgische Lübben (Niederlausitz) zu kommen, um sich den Nazis in den Weg zu stellen!
12.04.2008 "Bunte Häuser statt Braune Bunker!"
Auftakt 13 Uhr Bahnhofsvorplatz Lübben, Demonstraton 14 Uhr.
Infos: http://www.vereinte-linke.org
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