Donnerstag, 21. Februar 2008

Erklärung zur Demo am 1.3. in Bochum

Erklärung der antifaschistische Jugend Bochum (AJB) und Azzoncao, ein Polit-Cafè

Die Antifaschistische Jugend Bochum (AJB) und das Bochumer Polit-Cafè Azzoncao werden die antideutsche Demonstration am 1.März 2008 in Bochum weder unterstützen, noch an ihr teilnehmen.

Unsere Gruppen stehen der positiven Bezugnahme auf Nationen und Nationalismus, der in diesem Aufruf zu Tage tritt, mehr als ablehnend gegenüber. Wir billigen in keiner Weise die diffuse Grundannahme dieser Gruppen, welche „die JüdInnen“, die AmerikanerInnen, „die Deutschen“, etc. zu einem Kollektiv zusammenschrauben will. Dass man sich hier bei der völkischen Ideologie bedient, die man abzulehnen vorgibt, ist mehr als offensichtlich.

Besonders die Staaten Frankreich und die U.S.A., die hier explizit als positive nationalistische Bezugspunkte gesetzt werden, haben in ihrer Vergangenheit (Kolonialismus, Sklaverei, Assimilationspolitik, etc. pp.), eindrucksvoll bewiesen, dass auch ohne explizit völkisch-deutsche Ideologie Genozide, Rassismus und Unterdrückung von Minderheiten bzw. vermeintlich minderwertiger Menschen möglich sind. D.h. natürlich nicht, dass die Singularität der Shoah hier in Frage gestellt wird.

Das sog „3. Reich“ und die völkische Ideologie allein auf ein „fehlenden positiven Bezugspunkt“ der „Deutschen“ zur Nation zurückzuführen ist plump und unwissenschaftlich. Die Entstehung der faschistischen und insb. der völkischen Ideologie auf ein geschichtliches Datum in der Entstehungsgeschichte des Deutschen Kaiserreiches festzuschreiben ist nicht nur fahrlässig, sondern einfach historisch falsch und unterschlägt ganze Bereiche der Geschichtswissenschaft.

Auch positive Bezüge zum Militär und Militarismus, wie sie im Aufruf zutage treten, liegen uns fern.

Wir sehen in der hier dargebotenen antideutschen Kritik an linker bundesdeutscher Politik der letzten 40 Jahre keine Relevanz, da sie kaum mehr ist, als eine pseudowissenschaftliche Vereinfachung und Verzerrung. Ihr einziger Sinn ist die identitäre Selbstinszenierung einer selbsterklärten Elite, die in oberlehrerhafter Pose anklagt und belehrt. Eine realitätsferne Gesellschaftskritik, die in der oben beschriebenen Weise daherkommt, und das Patriachat, den Rassismus, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und den Wirtschaftchauvinismus der so genannten 1.Welt gegenüber der so genannten 3.Welt relativiert bzw. völlig ausklammert, ist nicht die Unsrige.

Ein wirklich emanzipatorisches Potential können wir dieser Demonstration beim besten Willen nicht abgewinnen. Sie ist vielmehr Ausdruck spätpubertärer Kriegs- und Machtphantasien einiger junger Deutscher.

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