Für das Wochenende vom 19. bis 21. September 2008 lädt die extrem rechte Bürgerbewegung pro Köln die europäische Rechte zu einem »Anti-Islam-Kongress« nach Köln ein. Die angekündigten TeilnehmerInnen des Kongresses gleichen einem Line-up des Grauens: So sollen angeblich mehrere »Patriotische Gäste« aus der BRD, wie Harald Neubauer (Herausgeber von Nation & Europa) oder der Bundestagsabgeordnete Henryk Nitzsche (ehem. CDU) sowie aus den europäischen Ländern: die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), der belgische Vlaams Belang, der Front National (FN) aus Frankreich, Alsace d’abord (Das Elsass zuerst), Die Freiheitlichen aus Südtirol, die British National Party (BNP) aus England, die Lega Nord aus Italien sowie extreme Rechte aus dem ehemaligen Jugoslawien, Ungarn usw. ihr Stell-dich-ein geben.
Seit geraumer Zeit debattiert die antifaschistische Bewegung über Islam, Islamismus sowie über die gesellschaftliche Relevanz von „Nazis“. Die Ergebnisse aus der Debatte sind dabei bescheidener als die Papierlänge mancher Beiträge zu vermutet lässt. Immer noch finden sich innerhalb der Linken und dem links-liberalen Bürgertum Sympathie-Bekundungen für radikal islamitische Bewegungen oder deren Relativierung statt. Gleichzeitig ist das Thema »Anti-Islam« bei den rechten und extrem rechten Gruppierungen zu einem nicht mehr weg zu denkenden Ideologiepart geworden, welcher sich scheinbar gut in die zunehmenden gesellschaftlichen Ressentiments gegenüber dem muslimischen Bevölkerungsanteil in Europa eingliedert. Diverse Gegenmobilisierungen zu Aktionen der extremen Rechten, welche sich gegen den »Islam« richteten, verliefen eher zurückhaltend oder gar nicht. Auch hier haben die Debatten innerhalb der Linken bisher wenig verändert. Den Versuch eine antirassitische Positionsbestimmung, die dem Phänomen Islamismus sowie Antisemitismus und patriarchaler Strukturen in migrantischen Communitys Rechnung trägt, erscheint vielen teilweise als zu lästig oder gar als Kontraproduktiv im „Kampf gegen Rechts“. Dabei sind in Ländern wie Österreich, Niederlande oder Italien längst rechtspopulistische Parteien an der “Macht” bzw. waren an Regierungen beteiligt, ohne dass die Linke den Wahlerfolgen der Rechten etwas entgegen zu setzten gehabt hätte. Gerade der so genannte antiislamische Populismus, ob in Form von Rechtspopulistischen Parteien oder in Form von gesellschaftlichen Ressentiments, hat Hochkonjunktur und ist längst kein Strohfeuer mehr. Eine radikale Linke bzw. eine antifaschistische Bewegung, die den Anspruch auf Intervention in gesellschaftliche relevante Vorgänge noch nicht aufgegeben hat, sollte versuchen wieder Position zu ergreifen und ihre Ziele und Vorstellung dem kulturalistischen Mainstream entgegensetzten.
what`s going on?
Der Antifa AK Köln lädt zum ersten Wochenende des Septembers 2008 (5. bis 7. September) nach Köln ein, um kritisch solidarisch die unterschiedlichen Positionen zu Rechtspopulismus, Moscheebauten, Islam usw. zu debattieren. Der Kongress richtet sich an alle antifaschistisch Gesinnten und soll den Raum eröffnen jenseits eingeprobter Selbstvergewisserungsrituale identitärer Szenekreise die Fragen anzugehen, die meistens gegeneinander als miteinander debattiert werden.
Am Anfang der Konferenz stehen die Betrachtung und die Debatte um ihre gesellschaftliche Relevanz der verschiedenen rechtspopulistischen Akteure des so genannten „Anti-Islam-Kogress“ im Mittelpunkt. Sind die Wahrerfolge von rechtspopulistischen Parteien nur Länder spezifisch erklärbar, und wie fügt sich der Rechtspopulismus an sich in das „politische Geschäft“ der europäischen Länder ein?“. Daran anknüpfend werden die unterschiedlichen Mobilisierungen von Rechts gegen Moscheebauten rückblickend versucht zu analysieren. Welche Erfahrung konnten gemacht werden und wie hat die Linke versucht bei diesen doch recht schwierigen Thema zu intervenieren. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung die antifaschistische Bewegung dem Phänomen des Rechtspopulismus beimisst und mit welchen Mitteln sie diesem begegnen will.
Der zweite Teil der Konferenz wendet sich dann der theoretischen Fragestellung Rassismus vs. Islamismus-Kritik zu. Mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen wollen wir Debatten führen, die unserer Meinung nach gerade aktuell und wichtig sind, scheinbar oft außen vorgelassen werden – mit denen sich die Linke aber auseinandersetzen sollte, gerade auch, was zukünftige Gegenstrategien und Handlungsoptionen angeht. Dabei werden zu dem Thema die unterschiedlichen Positionen und Begriffsauffassungen innerhalb der Linken dargestellt. Wichtige Fragestellungen sind u.a. „Wie konstituieren sich die anti-muslimischen Ressentiments ?“, „Wie stellt sich antimuslimischer Rassismus dar?“, „Ist der Begriff Islamophobie gegen eine emanzipatorische Kritik gerichtet?, „Wie hängen westliches Denken und Islamismus zusammen?“.
Der Kongress versucht nicht die verschiedenen Positionen der Linken gegeneinander auszuspielen oder bloße Informationsweitergabe zu leisten. Eher soll er im Hinblick auf die Proteste zum Anti-Islam-Kongress und weiteren zukünftigen rechtspopulistischen Aktivitäten dazu beitragen ein kritischeres Bewusstsein und differenziertere Positionen zum Thema Rechtspopulismus und Islamkritik zu entwickeln.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen