Am 18. April blockierte eine Demonstration vom Puschkin-Platz zum weißrussischen Bahnhof zwischen 19:40 und 20:10 die Twersker Straße in Moskau. Es war eine weitere Reaktion auf die brutale Folter auf der Polizeiwache Sokolniki am 4. April (http://www.avtonom.org/index.php?nid=1697, deutsch: http://de.indymedia.org/2008/04/212768.shtml).
Die genehmigte Demo am 11. April endete mit einer von der OMON (Polizei-Sondereinheit) provozierten Konfrontation (http://www.avtonom.org/index.php?nid=1701, deutsch: http://de.indymedia.org/2008/04/213126.shtml).
Da also das Anmelden von Demos nicht vor polizeilichen Störmanövern schützt, wurde diesmal gleich darauf verzichtet. Es gab auch eine angemeldete Aktion am gleichen Tag, angekündigt von ein paar MenschenrechtsaktivistInnen, die von der Polizei auf den Bolotny-Platz verbannt wurde - einen isolierten Punkt in einem Park auf einer Insel in der Moskwa, wo es in 300 Meter Umkreis keine PassantInnen gab. Dort versammelten sich letztlich bis zu 100 BürgerrechtsaktivistInnen der alten Schule.
Mangel an PassantInnen herrscht hingegen auf dem Puschkin-Platz keinesfalls, das ist einer der beliebtesten Treffpunkte im Zentrum Moskaus. Die Polizei hatte keine Hinweise auf unseren Plan B erhalten, und die Demo mit dem über zehn Meter langen Transpi mit dem Text "Nein zur Gewalt" und dem durchgestrichenen Knüppelbullen brachte den Verkehr auf der Twersker Straße in Richtung stadtauswärts vollständig zum Erliegen. Etwa 200 DemonstrantInnen zündeten Leuchtfackeln und andere Feuerwerkskörper und skandierten Parolen gegen die Polizei: "Unsere Bullen schützen uns, erst hängen sie uns was an und dann schlagen sie uns zusammen!" "Das ist unsere Stadt!" "Raus auf die Straße, nehmt euch die Stadt!" "Antifa!" "Hoch, hoch die schwarze Fahne - der größte Feind ist der Staat!" und natürlich das internationale "A.C.A.B.!"
Auf dem Puschkin-Platz wacht ja eigentlich ständig eine Bullenwanne darüber, dass dort keine illegalen Protestaktionen stattfinden (beides hat Tradition seit Sowjetzeiten, A. d. Ü.), aber die Reaktion war zu langsam. Letztlich fuhren der Demo drei Busse der OMON-Sonderpolizei hinterher, blieben jedoch in dem Stau stecken, der von der Aktion verursacht wurde, und schafften es erst fünf bis zehn Minuten nach den DemonstrantInnen an den weißrussischen Bahnhof, als diese sich schon zerstreut hatten und verschwunden waren. Ist auch besser so, die Blockade einer Straße von "bundesweiter Bedeutung" ist in Russland nämlich eine schwere Straftat.
Obwohl nicht alle TeilnehmerInnen AnarchistInnen waren, war das auf jeden Fall eine der bedeutendsten Aktionen, die die antiautoritäre Szene in Moskau in den letzten 20 Jahren initiiert hatte. Die Nachrichtenagentur "RIA-Nowosti" verließ sich allerdings ausschließlich auf Polizeiquellen und meldete, es sei "ein riesiger Verkehrsstau im Zentrum durch 20 Fußball-Hooligans verursacht worden, die die Straße überquerten". Im Internet erntete diese Behauptung großen Spott, sie wurde aber von erstaunlich vielen Massenmedien übernommen - offensichtlich gibt es heutzutage in Russland nicht mehr viele freie Medien außerhalb des Internets.
Außerhalb Moskaus gab es in den letzten zwei Wochen Solidaritätsaktionen in Archangelsk, Samara, Tjumen und St. Petersburg in Russland sowie im Ausland in Helsinki und Kiew. Weitere sind mindestens in Paris und Sidney noch geplant.
Der Kampf geht weiter!
Fotos:
http://streetsmedia.livejournal.com/104626.html
http://formicaleo.livejournal.com/21545.html
http://marsky.ru/foto/2008-04-18/
http://anatrrra.livejournal.com/73890.html
http://untouchable-kid.livejournal.com/157176.html
Video:
http://www.youtube.com/watch?v=i0Y30lQ6430
http://borko.livejournal.com/337738.html
http://community.livejournal.com/anarchia_ru/218637.html
http://ru.indymedia.org/newswire/display/20367/index.php
http://www.youtube.com/watch?v=qSaIksvqpKg
http://www.youtube.com/watch?v=2RDwCFeON6g&eurlImage
http://www.youtube.com/watch?v=dOmO6wAo6cw&eurl
(Quelle: http://www.avtonom.org/index.php?nid=1713)
(en) (alter-ee) Actions against police brutality continue in Moscow and around the world
Date Sat, 19 Apr 2008 23:39:56 +0300
Freitag, 25. April 2008 um 14 Uhr - Russische Botschaft, Berlin (Unter den Linde 63-65)
---- KUNDGEBUNG gegen Polizeigewalt in Russland und abends ABB-Soli-Party. ----
Aufruf des Bündnis "Schöner leben ohne Bullen"
Am 4. April wurden in Moskau sieben junge Menschen auf dem Weg zu einem
anarchistischen Treffen brutal verhaftet, nachdem sie mit der Polizei in Konflikt geraten waren, weil einer unter ihnen ein Bier in der Öffentlichkeit getrunken haben soll.
Dem Bericht der Festgenommenen zufolge kam es auf der Bullenstation zu massiven Misshandlungen. Sie wurden gefesselt, verprügelt, angepisst und mit Elektroschockes gefoltert. Einer musste, nachdem sie ihn mit Elektroschockern in der Leistengegend malträtiert hatten, ins Krankenhaus eingeliefert werden, da er einen Herzfehler hat und zusammenklappte. Ein weiterer wurde freigelassen, begab sich aber wegen massiver Kopfschmerzen ins Krankenhaus; die Cops hatten seinen Kopf immer wieder gegen die Wand geschlagen.
Im Rahmen der internationalen Aktionswoche gegen Polizeigewalt fand am 11.4. eine Demo mit mehr als 400 Teilnehmer_innen in Moskau statt. Auch dabei kam es zu massiven Übergriffen seitens der Polizei und zu mindestens 25 Festnahmen.
"Internationale Solidarität ist notwendig!
Gemeinsam gegen Polizeibrutalität in Russland und weltweit!"
Veranstaltet von dem Bündnis "Schöner leben ohne Bullen".
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Konzert!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Freitag, 25. April:
21 Uhr - Lokal (Rosenthaler Str. 71, U-Bhf. Rosenthaler Platz):
Info-Soli-Party Rroma/VA-Info-Soli-Party. Abolishing the Borders from Below.
Es spielen: "Taraful De Muzica Lautareasca Din Turingia" (Rroma-Rebel), Berlinska Droha (sorbischer Folk trifft Revolutionsmusik) und danach Rroma/Balkan Music Disco.
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